Kirsten Kötter

Endlager

SALZ. TONE. GRANIT. Über nukleare Vergangenheit und strahlende Zukünfte. nGbK am Alex, Berlin, .

"Gesucht: Standort des Endlagers für hochradioaktive Abfälle" titelt das Magazin der Bundesgesellschaft für Endlagerung (namens "Einblick") für November 2024. Über die sich lang hinziehende Suche wird zur Zeit hin und wieder in den Medien berichtet. Die Ausstellung "Salz. Tone. Granit. Über nukleare Vergangenheit und strahlende Zukünfte" im nGbK passt zu dieser aktuellen Entwicklung, ist aber tatsächlich bereits vor zwei Jahren aus einem Projekt zum ländlichen Raum heraus entstanden. Drei Kuratorinnen und Kuratoren führen durch die Ausstellung: Katalin Erdödi, Julia Kurz, Vincent Schier. Außerdem waren noch Marc Herbst und Virág Major-Kremer mit im Team.

In der Ausstellung sehen wir Spektakuläres, so zwei große Bohrer, Bohrhämmer, die Bohrspitzen wie bei einer Patt-Situation aufeinander gerichtet (Ana Alenso, Pech und Blende, multimediale Installation über den Uranabbau der DDR im Erzgebirge).

András Cséfalvay hat die Oper "Prometheus unbound" für drei Stimmen geschrieben, deren Aufführung als Video gezeigt wird und die imaginär in einem Lager für radioaktive Abfälle spielt und die positiven und negativen Eigenschaften der Kernenergie thematisiert.

In der Ausstellung sehen wir Poetisches: So die Malerei von Dominika Trapp nach intensiven Interiews mit Menschen, die im AKW in Paks (Ungarn) arbeiten – als Reinigungskräfte, als Techniker ... Wenn auch das AKW eine Kraft ausstrahlt, so empfinden sie sich selbst nicht mit ihren Körpern dieser Kraft gegenüber. Niemand träumt vom AKW.

Interviews spielen auch in der multimedialen Videoinstallation von Anna Witt eine wichtige Rolle: Kinder, deren Eltern im Kampf um Gorleben aktiv waren (oder in einem Fall unpolitisch) sprechen über ihre Kindheit und ihren heutigen Umgang mit dem Thema.

Bei der multimedialen Videoinstallation von Csilla Nagy und Rita Süveges ist deren Intervention im Dorf Boda (Ungarn) zu sehen: Hier werden Probebohrungenfür die Lagerung von radioaktiven Abfällen durchgeführt. Die beiden Künstlerinnen agieren mit den Dorfbewohnern und -bewohnerinnen, sprechen miteinander, brennen auch keramische Objekte, die mit ausgestellt sind.

Die Multimedia-Installation von Sonya Schönberger thematisiert die Geschichte und Gegenwart einer ehemaligen Salzmine in Morsleben in Sachsen-Anhalt. Hier mussten zur Zeit des NS-Regimes Arbeitende Zwangsarbeit verrichten. Heute lagern dort seit der DDR-Zeit schwach- und mittelradioaktive Abfälle. In Marike Schreibers multimedialer Installation leuchtet eine "Tapete" aus gebeamten Lichtreflexen. Zusammen mit anderen Objekten wird an das klare Wasser des Stechlin-Sees erinnert, der auch eine Kühlfunktion für das Kernkraftwerk Rheinsberg übernahm. Zu hören ist der Pfarrer und Aktivist Reinhard Dalchow, der in den 1980er Jahren zu "Umweltsonntagen" einlud. Eine wichtige Inspirationsquelle für ihn war das Buch "Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit" von 1972.

Auch Krisztina Erdei und Dániel Misota zeigen in ihrer partizipativen Videoinstallation die Dorfgemeinschaft in Bátaapati (Ungarn) mit ihrem Endlagerfür schwach- und mittelradioaktive Abfälle.

Witzig und absurd und in ihrer Unmöglichkeit auch poetisch ist die Arbeit von Katarina Sevic. Sie geht mit einem künstlerischen Ansatz der tatsächlich diskutierten Frage nach, wie man spätere Generationen vor der Gefährlichkeit des Atommülls warnen kann und wie über die Thematik visuell kommuniziert wird. Die visuellen Zeichen werden zu einer Partitur, die von experimentellen Musiker und Musikerinnen mit ihrer Stimme performt wird.

Zwischen die Arbeiten gestreut sind Objekte und Texte der Kuratorinnen und Kuratoren.

Link

https://ngbk.de/de/programm/programm/salt-clay-rock

Kirsten Kötter,